Nach Schreibpause: Oliver Scherz erzählt in seinem neuen Kinderroman von einer außergewöhnlichen Geschwisterbeziehung

Illustration von Philip Waechter aus "Sieben Tage Mo" von Oliver Scherz, Thienemann Verlag

Oliver Scherz legt mit „Sieben Tage Mo“ einen neuen Kinderroman vor – eine realistische Geschwistergeschichte über zwei ungleiche Brüder.

Erfolgsautor Oliver Scherz legt nach einer Schreibpause mit „Sieben Tage Mo“ einen neuen Kinderroman vor, für Kinder ab 11 Jahren, der von Philip Waechter unverkennbar und durchgehend illustriert wurde und soeben bei Thienemann erschienen ist.

Darin lässt Oliver Scherz seine Hauptfigur Karl unmittelbar und authentisch vom Alltag mit dem Zwillingsbruder Mo erzählen. Die Geschwisterbeziehung ist nicht nur eine außergewöhnliche, sondern in vielen Momenten auch fordernd. Denn Mo hat eine geistige Behinderung und Karl ist derjenige, der gefühlt sieben Tage die Woche für ihn zuständig ist, für dessen Beschäftigung und gemeinsame Mahlzeiten sorgt.

„Wenn Mo vor einem stand, merkte man nicht gleich, dass er anders tickte als die meisten. Dass er so unglaublich bescheuerte Sachen machen konnte, obwohl er schon zwölf war. Sogar drei Minuten vor mir war er auf die Welt gekommen. (…) Er sah mir ziemlich ähnlich, war auch fast so groß wie ich. Aber er trug eine Brille mit dicken Gläsern. Und wenn man ihm eine Frage stellte, konnte man in den vergrößerten Augen sehen, wie sich seine Gedanken bewegten.“

Zuweilen wäre Karl so gerne wie Mo: sorglos und ungehemmt. Doch es nervt ihn auch, sich so intensiv um seinen „älteren“ Bruder kümmern zu müssen. Denn manchmal möchte Karl einfach nur für sich oder mit Freunden zusammen sein: mit dem Rad durch die Gegend fahren, am Nachmittag Fußball mit Hannes spielen oder Nida, das Mädchen mit den roten Haaren, treffen. Für eine Verabredung mit ihr lässt er seinen Bruder dann tatsächlich alleine Zuhause, und als er zurückkehrt, ist Mo spurlos verschwunden.

Oliver Scherz erzählt authentisch, voller Wärme und Leichtigkeit vom Zusammenleben von Karl und Mo. Mit sprachlichem Feingefühl und viel Gespür für seine beiden Figuren – ihre Eigenheiten, Bedürfnisse und Herausforderungen – und die Dynamik ihrer Beziehung lässt Scherz uns den Familienalltag hautnah miterleben: Wir sitzen mit den beiden Jungen am Tisch, spüren ihr Kräftemessen – die Unausweichlichkeit und Wucht ihrer Nähe und Liebe. Im Fortlauf der Geschichte entwickeln wir große Empathie für Mo und besonders für Karl, der zu viel Verantwortung trägt und seine eigenen Bedürfnisse oft zurückstecken muss; von dem viel abverlangt wird und dessen Überforderung sich in der Diskrepanz manifestiert, der oft genervte, aber immer besorgt-liebevolle Bruder zu sein. Letztendlich steht die Liebe zu Mo über allem.

Für seinen Roman hat Oliver Scherz zahlreiche Gespräche geführt – mit Familien, Betreuungspersonen und Einrichtungen.

Oliver Scherz: SIEBEN TAGE MO, mit Illustrationen von Philip Waechter

Kinderbuch ab 11 Jahren, 192 Seiten, gebunden, ISBN 978-3-522-18648-3, EUR 16,00, Thienemann Verlag 2023.

Oliver Scherz, geboren 1974, ist einer der erfolgreichsten Kinderbuchautoren im deutschsprachigen Raum. Nach seinem Schauspielstudium und zahlreichen Theater– und Fernsehengagements begann er für Kinder zu schreiben und veröffentlichte mit „Ben“ 2013 sein erstes Vorlesebuch. Seine Bücher wurden mehrfach ausgezeichnet und in viele Sprachen übersetzt. Er lebt in Freiburg: https://www.oliverscherz-autor.de

Philip Waechter, geboren 1968, zählt zu den markantesten Illustratoren Deutschlands. Er lebt als freier Grafiker und Illustrator in Frankfurt am Main und gründete 1999 mit Kolleg*innen die Ateliergemeinschaft LABOR.