Für ihren Text "Das Alphabet der sexualisierten Gewalt“ erhielt die Schweizerin Laura Leupi am Sonntag, 2. Juli 2023, den mit 7. 500 Euro dotierten 3sat-Preis. Der 3sat-Preis wurde im Rahmen der "47. Tagen der deutschsprachigen Literatur" vergeben.
"Eindringlich und eindrücklich, schonungslos und aufrichtig, mutig und klug greift sie ein brennendes Thema auf und nähert sich ihm auf vielen Wegen und vielen verschiedenen Formen", begründet der Schweizer Literaturwissenschaftler Thomas Strässle, der in diesem Jahr zum ersten Mal in der siebenköpfigen Jury um den Ingeborg-Bachmann-Preis saß, die Entscheidung. "Sie fächert es auf in einer alphabetischen Struktur, die ein weites Netz an Bezügen herstellt, für die Folgen eines Missbrauchs, der keinen Gebrauch implizieren kann, in literarisch bezwingenden, szenischen Miniaturen und reflektiert sexualisierte Gewalt in essayistischen und statistischen Einschüben. Es ist der Versuch, einem Geschehen eine erzählerische Form zu geben, das an die Grenzen der Sagbarkeit stößt oder überhaupt jenseits davon liegt. Und es ist der Versuch, ein großes Schweigen gerade nicht zu brechen, sondern in seiner tosenden Stille hörbar zu machen." Laura Leupis Text sei das Gegenteil einer Storyline, er sei eine Suchbewegung, die Spuren liest und Spuren hinterlässt. Sie habe Jury und Publikum in Klagenfurt gleichermaßen überzeugt und mit ihrem Text und ihrer Performance "Das Alphabet der sexualisierten Gewalt“ begeistert, so Thomas Strässle.
Die 3sat-Preisträgerin Laura Leupi wurde 1996 in Zürich geboren. Sie arbeitet als Kulturjournalistin und fürs Theater, schreibt Prosa- und Performancetexte, auch in verschiedenen Kollektiven.
Bei den "47. Tagen der deutschsprachigen Literatur", die vom 28. Juni bis 2. Juli 2023 in Klagenfurt stattfanden, waren in diesem Jahr zwölf Autorinnen und Autoren aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und der Ukraine ins Rennen um den Ingeborg-Bachmann-Preis gegangen, der am Sonntag an die deutsche Autorin Valeria Gordeev verliehen wurde.